Rainer Mahr ( Copyright)
Körperpsychotherapie zwischen Psychoanalyse und Physik
Über die Körperpsychotherapie schreibe und reflektiere ich als Bioenergetischer Analytiker. D.h., all meine Überlegungen basieren auf meinen Erfahrungen mit dem
Konzept der Bioenergetischen Analyse und ich vermute, daß damit auch Fragestellungen und Entwicklungen anderer Schulen angesprochen werden. Ohne meine eigene bioenergetische Orientierung über Bord
werfen zu wollen, interessiert mich die Zukunft der Körperpsychotherapie insgesamt weit mehr als die einzelner Schulen. Denn die wirklich wirksamen Elemente unserer Konzepte tauchen mit der Zeit in
vielen Körpertherapien auf - entweder durch `Neuentdeckungen` oder durch Nachahmung.
In der gegenwärtigen Diskussion über körpertherapeutische Konzepte spielen die Versuche eine große Rolle, Körperpsychotherapie und Psychoanalyse miteinander zu
verbinden. Bekannt sind vor allem die Ansätze von Tilmann Moser, Günter Heisterkamp, Peter Geißler. Jaques Berliner. Lowen, der Begründer der Bioenergetischen Analyse, spricht zwar immer von den zwei
Säulen therapeutischer Arbeit- der Körperarbeit und der Analyse. Aber die analytischen Vorstellungen waren für unsere europäichen und psychoanalytischen Geister oft zu undifferenziert. Immer wieder, wenn es
zu Problemen mit den bioenergetischen Konzepten kommt, wird nach einem Ausweg, nach einer Unterstützung durch die Psychoanalyse gesucht. Das ist oft sehr hilfreich und anregend. Besonders gut scheint
diese Synthese Günter Heisterkamp gelungen zu sein.
Ein zentraler Punkt seiner Kritik an Lowens Konzept ist dessen Unterscheidung zwischen der Arbeit mit dem Körper und der Arbeit an den psychischen Konflikten, die diese
Arbeit hervorbringen. Es wird ihm entgegengehalten, daß er auf diese Art und Weise die Person in zwei Teile spaltet, einen neuen Leib Seele Dualismus produziert, ein ganzheitlicher Ansatz nicht mehr zu
verwirklichen sei.
Diese Kritik hat mich aufhorchen lassen. Welche Haltung habe ich eigentlich in meiner Arbeit zu dieser Frage? Arbeite ich mit einem ganzen Menschen, oder wechsle ich
vom Körper zur Seele, benutze ich den Körper, um die Seele hervorzukitzeln, die sich irgendwo hinter einem Muskelpanzer versteckt hat? Allmählich dämmert mir, daß neben vielen theoretischen und
methodischen Fragen und Ungereimtheiten ganz andere Themen verhandelt werden, zum Ausdruck drängen. Die Körperpsychotherapien sind nicht nur neue, vielleicht effektivere Therapieformen. Sie enthalten
kritische Anfragen an das Selbstverständnis der Psychotherapie überhaupt. Körpertherapeuten vertreten in Bezug zum Leib - Seele Dualismus ein klares materialistisches Weltbild und stehen damit in
absolutem Widerspruch zur Welt des Psychischen, in der sie sich tagtäglich bewegen. Die grundlegensten Aussagen der Körperpsychotherapien heißen :
1. Psychotherapie ist Körpertherapie
2. Psychotherapie ist Energiearbeit.
1. Psychotherapie ist Körpertherapie.
Die Körperpsychotherapien gehen davon aus, daß seelische Schwierigkeiten und Störungen sich in irgendeiner Form in der organischen Struktur eines Menschen
niederschlagen. Die Lösung solcher Probleme findet ebenfalls ihren Ausdruck in einer veränderten Körperhaltung, in einem lebendigeren Gesichtsausdruck, usw. Über diese Hypothesen zu streiten, ist
eigentlich müßig. Tagtäglich werden sie im Umgang der Menschen untereinander bestätigt, und auch in der klassischen Medizin werden sie als Formen funktioneller Störungen beschrieben. Angst versuchen
die Menschen z.B. häufig dadurch zu meistern, daß sie ihren Atem flacher werden lassen. Kann die Angst nicht mehr kontrolliert werden, steigen Atem- und Pulsfrequenz extrem an, es kommt zu
Panikattacken. Daß man mit Körperbewegungen und Körperkontakt psychische Befindlichkeiten beeinflussen kann, auch dafür gibt es unendlich viele Beispiele: Depressive Stimmungen werden durch Bewegung
aufgehellt, Liebesbeziehungen leben oder verkümmern mit den Möglichkeiten körperlicher Kommunikation und Interaktion.
In dieser Beschreibung, die ich eben gegeben habe, kommt es immer zu einer Interaktion zwischen Körper und Seele. Sie erscheinen als ähnliche, ebenbürtige Partner, die
irgendwie miteinander in Beziehung stehen. Wir haben uns angewöhnt, das Psychische, die Seele, gleichberechtigt neben den Körper zu stellen, der Psyche sogar eine größere Bedeutung im Leben des
Menschen zuzuschreiben.
Ist das wirklich wahr? Gibt es wirklich die objektiven Beweise dafür, die wir immer für wissenschaftliche Aussagen fordern? Existiert das Psychische wirklich oder ist
es nicht vielleicht doch nur ein Konstrukt, mit dem wir versuchen, Verhalten und bestimmte Äußerungen des Menschen zu beschreiben und zu verstehen? Vielleicht ist es nach den vielen
Auseinandersetzungen um materialistische Weltbilder einfach tabu geworden, nach der realen Existenz der Seele zu fragen. Wir nehmen vielleicht das Konstrukt einfach als Faktum, tun so, als beschäftigen
wir uns mit einer objektiven Realität.
Die Betonung der Körperlichkeit in der Psychotherapie bedeutet weit mehr als die Einführung einiger Körpertechniken, um die seelischen Vorgänge in einem Menschen
besser wahrzunehmen und zu spüren: Die Körperpsychotherapie verweist auf die Tatsache, daß es ohne Körper überhaupt keine Gefühle, keine seelischen Vorgänge gibt. Die Seele, was immer das auch sein
mag, lebt und wirkt nur mit einem Körper, kann sich nur mit ihm und durch ihn zum Ausdruck bringen. Niemand kann Freude oder Trauer zeigen, wenn er nicht seine Muskulatur in einer Weise verändern kann,
daß andere Menschen seinen Gesichtsausdruck als traurig oder freudig definieren können. Diese Muskulatur kann er aber nur verändern, wenn die Stoffwechselprozesse ablaufen können, mit denen diese
Muskeln bewegt, gehalten oder losgelassen werden. Auch andere Verhaltensweisen und geistige Einstellungen machen Umstrukturierungen im Köper, im Nervensystem, im Hormonspiegel oder sonst irgendwo
erforderlich.
Wenn ich effektive Psychotherapie betreiben will, auch wenn es sich um eine Gesprächs- oder Verhaltenstherapie handelt, immer muß ich versuchen, Veränderungen im
Ablauf eines Körperprozesses zu ermöglichen.
Es mag trotzdem sein, daß es das Seelische an sich gibt. Aber wir kennen es nur als Ausdruck von funktionierenden Körperfunktionen, und unser Leben hat seinen Wert
nicht nur durch diese Körperfunktionen, sondern durch den seelischen Ausdruck, den sie bewirken.
Um dies zu verdeutlichen, können wir uns diese modernen Computer anschauen, was die alles können. Sie können nicht nur Briefe schreiben in den schönsten Schriften. Sie
malen die buntesten Bilder und kreieren die aufregensten Melodien. Aber das ist nicht wahr! Der Computer schreibt nicht, er malt nicht und er singt auch nicht. Das Einzige, was er wirklich kann, ist
rechnen. Er ist eine ganz simple Rechenmaschine, die nur 0 und 1 addieren oder substrahieren kann. Für den Benutzer des Computers ist dieser Umstand uninteressant. Für ihn ist es nur wichtig, daß er
ihn so beeinflussen kann, daß seine Bilder gemalt und seine Melodien gesungen werden.
Der Fachmann aber, der den Computer dazu bringen will, etwas anderes zu tun, kann diesen Umstand, eine Rechenmaschine vor sich zu haben, nicht ignorieren. Nur die
Bereitschaft, dies anzuerkennen und die präzise Kenntnis in die Struktur der Rechenmaschine befähigt ihn, den Cumputer weiterzuentwickeln oder Störungen zu beheben.
In der Arbeit mit den Klienten ist es natürlich notwendig, sich mit ihrer Trauer zu beschäftigen, ihren Schmerz in uns selbst spüren zu können - also auf der Ebene des
Seelischen zu agierien. Wenn wir aber verstehen wollen, was wir wirklich machen, wenn wir Wege finden wollen, dieses Geschehen zu beeinflussen, dann müssen wir möglichst exakt wissen, wie dieses System
Mensch strukturiert ist und funktioniert.
Solange wir nicht nach der realen Beziehung und Wechselwirkung fragen zwischen psychischen Phänomenen und ihrer körperlichen Basis, hat unser psychotherapeutisches
Theoriengebäude kein festes Fundament. Wir setzen mit unseren Interventionen die verschiedensten Impulse, warten und hoffen, was dann irgendwann geschieht. Natürlich haben wir viele Beschreibungen und
Erklärungen dafür, wie die Wirkung zustande kommt. Doch genau besehen sind viele dieser Theorien Meinungen, die weitergegeben werden und an die geglaubt wird. Die Bioenergetische Analyse glaubt z.B., daß sie
mit ihren Übungen den Körper oder Körperteile eines Menschen energetisch auflädt, daß der aufgeladene Körper sich dann spontan entlädt, die Muskulatur entspannt, Energie und Emotionen im Körper frei
fließen können. Nirgends wird aber definiert, was unter Energie zu verstehen ist. Geht man davon aus, daß die Bioenergetische Analyse eine Therapieform ist, die dem abendländisch
naturwissenschaftlichen Denken verpflichtet ist, dann muß ihr Konzept auch mit diesen Kategorien betrachtet werden. Alles, was im menschlichen Körper passiert, muß dann mit den Begriffen und
Vorstellungen beschrieben werden, die der abendländischen Anatomie und Physiologie über den Menschen entsprechen. Das bioenergetische Energiekonzept wird dieser Forderung nicht gerecht, teilweise
erscheint es sogar als falsch. Es gibt vor, die Entstehung bestimmter Effekte zu beschreiben oder gar zu erklären, kann diesen Anspruch nur behaupten, aber nicht einlösen. In der praktischen Arbeit mag
dieser Umstand vielleicht nicht so entscheidend sein. Die Klienten suchen und schaffen sich meist ihren eigenen Weg und Prozeß, wenn wir ihnen den notwendigen Raum lassen. Oder wir suchen uns andere
Arbeitswege, wenn die energetischen Konzepte versagen.
Da wir aber immer an dieses Konzept geglaubt haben, konnten wir bislang keine spezifischen und differenzierten Arbeitstechniken entwickeln. Wir haben es noch nicht
einmal für wichtig angesehen, energetische Konzepte anderer Therapieschulen mit unserem zu konfrontieren, und diese gegebenenfalls zu modifizieren.
Da wir bislang noch nicht auf die Idee gekommen sind, ernsthaft zu definieren, was wir unter Energie zu verstehen haben, ist uns völlig entgangen, auf welches Gebiet wir uns
eigentlich begeben haben mit unserem Anspruch, psychische Befindlichkeiten mit energetischen Prozessen modifizieren zu wollen. Da nach naturwissenschaftlichen Vorstellungen Energie viel mit Physik und
Chemie zu tun hat, würde das bedeuten, daß wir mit materiellen und nicht mit geistigen oder seelischen Methoden zu heilen versuchen, wenn wir Energiearbeit machen - oder? Natürlich sprechen wir auch
von den seelischen und geistigen Energien und Kräften in einem Menschen, und wir spüren sie auch manchmal. Doch diese Beschreibungen gibt es nur in Analogie zu unseren materiellen, physischen
Energievorstellungen. Auch die Körperenergien, von denen im bioenergetischen Energiekonzept die Rede ist, sind physiologischer und nicht geistig-seelischer Natur. Genau hier mag auch ein Grund für
viele Mißerfolge von Körper- oder Energiearbeit liegen: Mit einem geistig - seelischen Konzept wollen wir physikalische und physiologische Prozesse beeinflussen. Jeder versteht zwar den Satz, daß ein
Mensch zu wenig Energie hat und auftanken muß. Nach einer Therapiestunde, in der wir ihm empathisch zugehört haben, er auch einige Körperübungen gemacht hat, fühlt er sich vielleicht auch
energetischer. Mit dieser Art von Beschreibung ist aber nichts darüber gesagt, was wir auf der physiologischen Ebene gemacht haben oder tun müssen, um diesen Zustand zu erreichen. Diese Beschreibung
muß physiologischer Natur sein, wenn sie den Prozeß erklären will und Handlungsanweisung werden soll.
2. Psychotherapie ist Energiearbeit.
Dieser Satz ist banal und aufregend zugleich. Banal ist er, weil es nichts auf dieser Welt gibt, was nicht Energie ist. Die elementaren Einheiten, aus denen alles
geschaffen ist, was es in dieser Welt gibt, Steine, Wälder, Seen, Tiere, Menschen, alles besteht aus Energie. Alle Äußerungen, die geistigen und seelischen Pozesse sind Produkte von Energie. Wenn wir
mit unseren Klienten Psychotherapie machen, dann geht es immer um die Beeinflussung und Modifizierung von energetischen Situationen oder Strukturen. Dabei ist es völlig gleichgültig, welche
Therapieform wir wählen. Wir können gar nichts anderes machen als Energiearbeit.
Körper,Geist und Seele sind nur so lange aktiv und lebendig, so lange die wesentlichen Stoffwechselprozesse funktionieren. Stoffwechselprozesse zeichnen sich dadurch
aus, daß sie Energien in einer Weise zubereiten, daß sie Organe oder Organsysteme antreiben können. Wir haben oft den Eindurck, daß es sehr viele, unterschiedliche Energien gibt: Holz, Kohle,Benzin,
Wasser, Fleisch, Kartoffeln, Atem usw. Dabei handelt es sich aber immer nur um unterschiedliche Formen ein und derselben Energie. Es sind Unterschiede wie zwischen Wasser, Dampf, Schnee und Eis.
Energie ist immer elektrische Energie, und genau betrachtet, elekromagnetische Energie. Wenn bei einem Stoffwechselprozeß z.B. Nahrung in Form von Zucker mit Sauerstoff verarbeitet, durch Oxydation
verbrannt wird, dann werden Elektronen freigesetzt, an das sog. ATP gebunden und zur universellen Energieform für den Organismus. Der alles entscheidende Teil der Nahrung, den wir brauchen und aus ihr
herauskristallieren, sind Elektronen. Auch die Aufrechterhaltung der Zellstuktur geschieht durch ein sehr komplexes elektisches System. Unser Nervensystem hat die Vorteile digitalisierter
Datenübertragung schon lange vor der Entdeckung von Computern eingeführt. Alle Steuerungsvorgänge zwischen Gehirn und Körper, die Speicherung aller Informationen, auch geistiger und seelischer Art
erfolgt offensichtlich in den elektrischen Einheiten oder Zuständen, den sog. Bits.
Um die Lebensprozesse des Menschen in den Kategorien elektrischer Energie zu beschreiben, muß man nicht die Vorstellungswelt der klassischen Medizin verlassen. Mit
jedem Physiologiebuch kann man sich in diese Sichtweise einarbeiten.
Bei der Beschreibung des Lebendigen sind wir gewohnt, die Zelle als kleinste Einheit zum Ausgangspunkt für unsere Überlegungen zu machen. Mit der Berücksichtigung
elektrischer Phänomene für die Aufrechterhaltung des Lebendigen weisen wir aber gerade nicht lebendigen, sondern materiellen Elementen eine Schlüsselrolle zu, nämlich elektrischer Energie. Auch das ist
keine Sensation, denn schon immer heißt es, daß Zellen aus Molekülen bestehen, Moleküle aus Atomen und Atome aus den verschiedensten elektrisch unterschiedlich geladenen Teilchen.
Um besser zu verstehen, was auf dieser Ebene wirklich passiert, müssen wir uns von der modernen Physik, der Quantenmechanik, der Relativitätstheorie informieren
lassen, Wissenschaften, die Psychologen eher meiden und wenig schätzen. Dieses Defizit will und kann ich hier nicht schließen, will nur einige Phänomene benennen, die für unsere Betrachtung relevant
sein können:
Von den Elementarteilchen hat man inzwischen eine ganze Reihe gefunden. Experimente haben aber gezeigt, daß die gewohnten Vorstellungen von verschiedenen, stabilen
Bausteinen, aus denen die Materie und die Welt zusammengesetzt ist, nicht mehr zutreffen. Die Materie ist kein festes, objektives, unwandelbares und exakt definierbares Gebilde. Sie existiert auf der
subatomaren Ebene nicht mit Sicherheit an bestimmten Orten, sondern zeigt lediglich die ´Tendenz´ zu existieren. Alle Elementarteilchen können ineinander übergehen. Sie entstehen aus Energie,
verwandeln sich in andere Elementarteilchen und lösen sich wieder in Energie auf. Wo und wann dies geschieht, kann nicht mit Sicherheit vorausgesagt werden.
Die für uns und unser Leben vielleicht wichtigsten Elementarteilchen sind die Photonen, manchmal auch Biophotonen genannt. Es gibt sie in unendlicher Menge im gesamten
Universum, sie sind durch kein Metall, keinen Beton aufzuhalten.
Die Photonen sind Teilchen ohne Masse und Ausdehnung. Sie haben eine bestimmte Portion Energie, die sie mit Lichtgeschwindigkeit in eine bestimmte Richtung und als
linearen Impuls transportieren, und sie haben einen Spin, d.h. sie drehen sich um sich selbst. Damit bilden sie die kleinsten Einheiten elekromagnetischer Wellen und sie besitzen eine bestimmte
Frequenz. Das bedeutet aber auch, daß sie strahlen. Durch diese Strahlung können Photonen untereinander in Interaktion treten. Es kommt zu einer energetischen Anreicherung und schließlich zur Bildung
von Elektronen.
Natürlich kann ich hier mit einigen Sätzen nicht adäquat beschreiben, was sich in diesem subatomaren Bereich alles abspielt. Für meine Fragestellung bedeutsam ist aber, daß
auch diese Elektronen über die Photonenstrahlung in Interaktion miteinander treten. Es werden Impulse ausgetauscht, und diese Impulse werden gespeichert. D.h., die Elektronen machen so etwas wie
Erfahrungen, können in gewissem Sinn lernen. Dies aber, so denke ich, sind wesentliche Elemente geistiger Prozesse. Denn die Aufnahme, Speicherung,Verarbeitung und Weitergabe von Informationen sind die
entscheidenden Aktivitäten geistiger Tätigkeit.
Das würde aber bedeuten, daß dieser subatomare Bereich, aus dem ja die gesamte Materie besteht, geistige Strukturen aufweist und zu geistigen Prozessen fähig ist. Ich
denke nun, daß psychische Erfahrungen und psychisches Erleben prinzipiell ähnlich strukturiert ist - aufnehmen, speichern und weitergeben von Erfahrungen und Informationen. Dann müßte man sagen können,
daß im subatomaren Bereich Strukturen bestehen, die denen im geistig - seelischen Bereich entsprechen oder ähnlich sind. Oder: die Materie ist geistbegabt.
Diese Sichtweise stellt natürlich das Menschenbild in Frage, das sich als die absolute Vollendung und Krönung im Universum zu feiern versucht. Wir wären dann nichts
anderes als eine bestimmte Ausformung oder ein spezifischer Ausdruck im gigantischen Kummunikationsgeschehen im Universum.
Umso mehr ich mich auf solche Vorstellungen einlasse, umso mehr kann ich mich dafür auch begeistern. Zwar weiß ich nicht, warum und wozu, aber ich bin in diesem
universalen Prozeß eingebunden, gehöre dazu, gleichberechtigt wie Sonne, Mond und Sterne oder all die anderen Erscheinungen in diesem Universum.
Bei dieser Sichtweise und Beachtung der subatomaren Strukturen und ihrer Wirkweisen gibt es prinzipiell keine Trennung mehr zwischen Seele, Geist und Körper. Das einigende
Element ist die geistig - seelische Struktur der Energie.
Aus diesen Gründen komme ich zu der Ansicht, daß Psychotherapie, in welcher Form auch immer, Energiearbeit ist. Immer geht es darum, die energetischen Strukturen im
Menschen zu beeinflussen, zu optimieren. Manchmal ist dies über die Sprache, die Imagination, über Denkprozesse, möglich, ein anderes Mal gibt es einen besseren Zugang über Bewegung, Berührung, über
Körperinterventionen. Welcher Weg unter welchen Bedingungen besonders günstig ist, muß Gegenstand psychotherapeutischer Forschung sein, die es in dieser Dimension eigentlich noch gar nicht gibt.
Bei allen Unterschieden zwischen psychotherapeutischen Schulen gibt es Übereinstimmung darin, daß Psychotherapie ein Geschehen ist zwischen einem Klienten und einem
Therapeuten. Der Beziehungsaspekt hat einen großen Stellenwert besonders bei den Schulen, die mit Konzepten von Übertragung und Gegenübertragung arbeiten.
Wenn psychotherapeutisches Geschehen aber ein energetischer Prozeß ist, dann müßte sich auch das Beziehungsgeschehen energetisch erklären lassen:
Ich habe bereits gezeigt, daß das energetische Geschehen im subatomaren Bereich elekromagnetisch strukturiert ist, daß Frequenzen entstehen, daß Informationsaustausch
stattfindet. Vergleichen läßt sich dies mit dem, was zwischen einem Radiosender und einem weit entfernten Radioempfänger passiert. Der Sender produziert eine Strahlung von einer ganz bestimmten
Frequenz, mit der er Informationen in Form von Musik oder Sprache in den ihn umgebenden Raum ausstrahlt. Wenn der Empfänger nun genau auf die Frequenz des Senders eingestellt wird, wenn die Energie des
Senders stark genug ist, und wenn die Empfindlichkeit oder Sensibilität des Empfängers hoch genug ist, dann kann man im Empfänger die Informationen des Senders hören oder sehen. Ganz entscheidend ist
die Übereinstimmung, die Resonanz zwischen Sender und Empfänger.
Wenn nun der menschliche Organismus aufgrund seiner subatomaren, elektomagnetischen Struktur aus einer Unmenge von Frequenzmustern besteht, die von anderen Menschen
empfangen werden können, wenn ihr Empfangssystem auf die jeweiligen Frequenzmuster eingestellt ist, dann ist zwischen Menschen Kommunikation möglich, ohne miteinader zu sprechen, sich zu sehen, zu
hören oder zu berühren. Diese Art von Kommunikation möchte ich als Beziehung beschreiben, eine Konstellation, in der alle Beteiligten in Resonanz miteinander sind. Diese Resonanz ist nicht identisch
mit Harmonie. Sie bedeutet vielmehr, daß man sich auf dieser subatomaren oder energetischen Ebene wahrnehmen kann.
Eine therapeutische Beziehung besteht dann darin, daß Klient und Therapeut in Resonanz sind. Vor allem der Therapeut muß in der Lage sein, seinen Sender und seinen Empfänger
in optimale Resonanz zum Klienten zu bringen. Dann fühlt er plötzlich die Einsamkeit seines Gegenüber oder er spürt den Schmerz des Klienten in seiner eigenen Brust. Umgekehrt kann die akzeptierende
Haltung des Therapeuten in den hintersten und tiefsten Ecken des Klienten wahrgenommen werden und ihre Wirkung entfalten. Beziehung und vor allem therapeutische Beziehung ist, so gesehen , kein
mystisches Ereignis, das unerwartet über uns hereinbricht, sondern ein Kommunikationsprozeß mit physikalischer Basis. Selbst esoterische Fähigkeiten und Begegnungen werden mir auf diesem Hintergrund
plausibel. Wenn ich mit einem normalen Rundfunkgerät, das im Vergleich zur Struktur des menschlichen Organismus sehr simpel konstruiert ist, Stimmen vom anderen Ende der Welt empfangen kann, warum soll
das nicht auch dieses hoch komplexe System Mensch können, wenn es exakt auf seinen weit entfernten Sender eingestellt ist?
Ich bin mir sicher, daß Vieles, über das ich gerade geschrieben habe, unvollständig ist oder sogar falsch. Um dies zu vermeiden, hätte ich gar nichts schreiben dürfen oder
erst nach langem weiterem Studium. Doch wichtiger als ein fertiges, schlüssiges Konzept ist für mich die Diskussion und die gemeinsame Entwicklung neuer Sichtweisen und Konzepte.
Ich wollte vor allem darauf hinweisen, daß der Weg der Körperpsychotherapie in eine Form von `Psychoanalyse mit Körperarbeit´ das große Potential der
Körperpsychotherapie außer acht läßt. Außerdem wird die Psychotherapie, in welcher Form auch immer, in absehbarer Zeit nicht daran vorbei kommen, ihre grundlegenden Hypothesen mit den neuen
Erkenntnissen der Naturwissenschaften zu konfrontieren, die derzeit schon dabei sind, unser Menschen- und Weltbild auf den Kopf zu stellen. Ich denke dabei vor allem an die Erkennnisse der modernen
Physik, auch an ihre veränderte Wissenschaftstheorie, an die Physiologie des Menschen, die Neurobiologie und die Biophotonenforschung.
Mit den Hypothesen, daß Psychotherapie immer Körpertherapie und Energiearbeit ist, hat die Körperpsychotherapie eine gute Basis, sich auf diese Auseinandersetzung
einzulassen. Dabei werden wir und die ganze Psychotherapie von tiefen Identitätskrisen nicht verschont bleiben. Die Zahl der sicheren Sätze wird geringer und relativer. Die moderne Physik ist mit der
Formulierung von Relativitätstheorie und Quantenmechanik schon vor vielen Jahren in solche eine Krise geraten. Sie hat aber, so denke ich, ganz gut gelernt, mit solchen Unsicherheiten zu leben. Ich
denke, auch die Psychotherapie kann lernen, ihre Konzepte kritisch zu überprüfen und mit entwickelten Modellen und Methoden für die Menschen zu arbeiten.